Innerhalb dieses Schwerpunktes ermöglicht JunOst Bayern jungen Migranten nicht nur die Teilnahme an vielfältigen internationalen Aktivitäten, sondern unterstützt sie dabei, eigene internationale Maßnahmen durchzuführen und somit sich aktiv als Fachkräfte in diesem Bereich einzubringen. Das Ergebnis stellen vor allem unsere lokal verankerten internationalen Partnerschaften mit unseren Herkunftsländern und verschiedene Kooperationsprojekte dar. Jährlich führt Kinder- und Jugendverband JunOst, LV Bayern e.V. zahlreiche internationale Jugendbegegnungen und Fachkräfteaustausche durch.
Internationale Jugendarbeit als Mittel der Integration
Nicht selten wird kritisch hinterfragt, warum an internationalen Jugendbegegnungen auch jugendliche Migranten beteiligt werden sollen, insbesondere dann, wenn die Jugendbegegnungen in den Herkunftsgebieten stattfinden. Als Hauptargument wird dann häufig angeführt, dass die Jugendlichen diese Länder sowieso kennen müssten und deshalb von diesen Veranstaltungen kein großer gesellschaftlicher Effekt zu erwarten sei. Bei dieser Sichtweise werden wichtige Aspekte nicht genügend berücksichtigt, die in der internationalen Jugendzusammenarbeit des Verbandes der russischsprachigen Jugend JunOst, Landesverband Bayern e.V. erfolgreich zur Wirkung kommen.
Auf der Hand liegt der positive Effekt bei gemischten Gruppen. In diesem Fall profitieren die Jugendlichen ohne Migrationshintergrund vom interkulturellen Wissen und Fähigkeiten der Migrantenjugendlichen. Letztere können viele Situationen und kulturellen Eigenheiten sehr schnell und unproblematisch erklären. Außerdem wirken sie als wichtige Sprachmittler, weil sie die Partnersprache beherrschen. Durch diese Konstellation vollzieht sich zusätzlich ein Rollenwechsel. Jugendliche mit Migrationshintergrund werden von Einheimischen sehr oft defizitär wahrgenommen, weil sie die deutsche Sprache nicht perfekt beherrschen oder aber Vorstellungen vertreten, die nicht den deutschen Normen entsprechen. Bei einer internationalen Jugendbegegnung wird jedoch der Wissensvorsprung an interkulturellen Kompetenzen, sprachlichen Fähigkeiten und landeskundlichen Kenntnissen deutlich, den jugendliche Migranten gegenüber Einheimischen haben. Somit rücken die Fähigkeiten der jungen Migranten in den Vordergrund.
Aber auch in dem Fall, dass die deutsche Gruppe insgesamt aus Jugendlichen mit Migrationshintergrund besteht, gibt es einen großen Effekt, auch dann, wenn der Austausch in die Herkunftsregionen führt. Bei einer internationalen Jugendbegegnung spielt aus Sicht der ausländischen Gruppe die Herkunft der Teilnehmer der deutschen Gruppe keine Rolle. Sie wird als deutsche Gruppe angesehen, auch dann wenn die Teilnehmer postsowjetischen Hintergrund haben oder gar keine deutschen Staatsbürger sind. Für die Teilnehmer einer deutschen Austauschgruppe entsteht daraus die Situation, dass die Teilnehmer, die in Deutschland nicht als Einheimische wahrgenommen werden oder sich selbst nicht so wahrnehmen, ganz selbstverständlich im Ausland diese Rolle zugesprochen bekommen und entsprechend ausfüllen müssen. Diese Rollenzuweisung kann wichtige Schlüsselerlebnisse erzeugen, die für die Selbstfindung entscheidend sein können.
Viele junge Migranten, die auf Schwierigkeiten bei der Integration in Deutschland stoßen, neigen dazu, das Leben in ihren Herkunftsländern zu romantisieren. Erst durch die Begegnung mit der Geburtsheimat treten die dortigen Probleme und wirklichen Lebensumstände stärker ins Bewusstsein. Dadurch relativiert sich der romantische Bezug zur Geburtsheimat und macht den Weg frei, um in Deutschland als neue Heimat wirklich „anzukommen“.
Das stärkt die Verbundenheit zu ihrer neuen deutschen Heimat und schärft den Blick für die Wahrheit, dass die Zukunft vorwärtsgewandt in Deutschland liegt und nicht in der Vergangenheit.
Aber auch bei der Organisation einer internationalen Jugendbegegnung in Deutschland gilt es vielfältige Aufgaben, wie z.B. Behördengänge, Verhandlungen mit anderen Institutionen und Öffentlichkeitsarbeit zu erledigen. Und all das natürlich in der deutschen Sprache. Eine erfolgreiche Erledigung dieser Aufgaben hilft den jungen Migranten, ihre Hemmungen abzubauen, sich aktiv einzubringen und gibt ihnen das Gefühl ein Teil der deutschen Gesellschaft zu sein. Das sorgt einerseits für größeres Selbstvertrauen bei den Jugendlichen mit Migrationshintergrund und andererseits für mehr Respekt und Verständnis für die Leistungen der anderen bei den einheimischen Jugendlichen.
- “Augen Auf! Kein Platz für Ausgrenzung” – das Projekt zur Antidiskriminierung und Toleranz mit vier teilnehmenden Ländern (Deutschland, Lettland, Tschechien und Belarus)